Die Coronakrise wirkte und wirkt im Schulbereich wie ein Vergrößerungsglas, welches die blinden Flecken im System aufdecken kann.
Die Zahl solcher blinder Flecken wird enorm, wenn man mal erst mit der Suche begonnen hat. In meinem Gastvortrag an der Universität Bayreuth können Sie Beispiele dazu nachlesen.
In Zusammenfassung lässt sich feststellen:
- Digitales Lernen und Unterrichten ist noch kein gelebter Mainstream: Man spricht inzwischen von der Industrie 4.0 und leider nur von Schule 0.4 !
- Es hapert sowohl an der Erkenntnis über, als auch an der Umsetzung und Konkretisierung der Digitalisierung.
- Es hapert an der Art der Zielsetzung und dem Wie und Wozu von Digitalisierung und Unterricht.
Aber die eigentliche bittere Pille ist:
Die zugrundeliegenden Probleme gab es schon vor Corona-Zeiten, die wollten aber nur wenige wirklich sehen. Es mangelt z.B. im Bildungsbereich an echter Präsenz aller Beteiligten, an Freude und an der Vergegenwärtigung unserer zukünftigen Ziele.
Bildung ist nun durch Corona wieder in aller Munde. Wird sich wirklich etwas ändern?
Es gibt viele spannende Definitionen des Bildungsbegriffs z.B. den von Humboldt. Allen Bildungsbegriffen wohnt jedoch eine Trockenheit und Sprödigkeit und die Abwesenheit von Lebensfreude und Optimismus inne – ganz so wie wir momentan das Bildungssystem erleben. Wie können wir dieses Problem beheben?
Otto SCHARMER, ein Organisationsberater, spricht bei der
Planung von Organisationsprozessen von einem Bild, das auf einer leeren Leinwand erst noch entstehen soll. Übertragen auf die Schule könnte dies bedeuten:
- Schüler als „Gemälde“-Gestalter von morgen zu gewinnen,
- Lehrer aller Phasen als „Gemälde“-Entwickler ausbilden und eine
- Lehrerbildung primär vom inneren Mensch-Sein aus voranzutreiben.
Aus meiner Sicht könnte ein solches positives und ermutigendes Konzept die Idee von Bildung aufwerten und Motivation bereitstellen die Zukunftsfähigkeit unseres Bildungssystems entschlossener als jemals zuvor anzupacken. Und dieses Mal richtig! Das bedeutet, dass wir dieses System mit Lust am Neuen, mit Lust am Lernen, mit Lust an der "Gemälde"-Werdung gestalten wollen und dadurch nach SCHARMER unsere höchsten zukünftigen Möglichkeiten vergegenwärtigen!
Ich schlage deswegen vor den trockenen, verstaubten, weil nicht gelebten Bildungsbegriff durch den Begriff der
GEMÄLDUNG
zu ersetzen.
Stellen Sie sich vor wie Unterricht und damit Bildung sein könnte, wenn am Ende einer Stunde im Schüler, nicht wörtlich aber übertragen gemeint, ein farbiges, buntes, aufregendes und lebendiges Gemälde entstehen würde ...
Helfen Sie mit in Kitas, in Kindergärten, an Schulen, an Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen, als Pädagogen, Lehrer, Dozenten, Schüler, Eltern oder Studenten an einer Neube-SINNUNG von Bildung. Der Begriff GEMÄLDUNG will genau diesen neuen SINN bewußt machen. Eine weitere Botschaft des Begriffs GEMÄLDUNG lautet: Jegliche Bildung geht vom Menschen aus und darf in einem kreativen und einzigartigen Kunstwerk münden, das Freude bereitet. Dies kann gelingen, wenn alle Beteiligten echte Präsenz zeigen. Lassen Sie uns an´s Werk gehen!
Ich drücke uns die Daumen dabei!
Robert Engel
SCHARMER, C. O. (2020): Theorie U - Von der Zukunft her führen: Presencing als soziale Technik. Karl-Auer-Verlag, Heidelberg, 5. Auflage.
Kommentar schreiben